Gutes Essen und süffiger Wein, eine Prise Politik und flotte Musik - diese Mischung ist bei den rund 50 Gästen, die am Samstagabend zum Neujahrstrunk des Uhldinger CDU-Ortsverbandes gekommen sind, gut angekommen. Auch Ex-Landesminister Ulrich Müller hat es ausnehmend gut gefallen. Er setzte sich kritisch mit der augenblicklichen Kinderbetreuungsdebatte auseinander. "Dieses Thema ist ein Modethema, da bin ich mir sicher", sagte er.
Der CDU-Vertreter des Bodenseekreises im Landtag hat sich auf besonderen Wunsch des Uhldinger Ortsverbandsvorsitzenden Enno van Rensen zur Familienpolitik geäußert. "Dieses Thema beschäftigt mich sehr stark", zeigte sich Müller alles andere als glücklich über eine Tendenz, die darauf hinauslaufe, die Erziehung von Kindern und Jugendlichen mehr und mehr dem Staat zu übertragen. Nach dem klassischen christdemokratischen Verständnis sei die Kindererziehung die vornehmliche Aufgabe der Familie. Also müsse der Staat darum bemüht sein, die Familien in die Lage zu versetzen, dass sie diese Aufgabe auch wahrnehmen könnten. Die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, Ganztageskindergärten und -schulen hielt er nicht für das ideale Instrument. Das verbaue die Wahlfreiheit der Eltern, ob sie ihre Kinder lieber selber erziehen oder in fremde Obhut geben wollten.
Ein allgemein höheres Kindergeld wäre nach Müllers Ansicht der richtigere Weg. Er stellte zwar nicht in Abrede, dass es gesellschaftliche Veränderungen gebe, denen durch Betreuungsangebote Rechnung getragen müsse, doch diese sollten für die Sonderfälle gedacht sein. Zum Beispiel, wenn beide Elternteile unbedingt berufstätig sein wollten, für Alleinerziehende oder für Kinder, die zuhause verwahrlosten und daher einer professionellen Erziehung bedürften.
In der ganzen Diskussion um Familienpolitik und Kinderbetreuung vermisst Müller vor allem den Blick auf das Kind selbst. Es werde völlig ausgeblendet, dass es von Natur aus so gegeben sei, dass sich Kinder am wohlsten in der Beziehung zu ihren Eltern respektive zur Mutter fühlten. Dabei zitierte der CDU-Politiker, was ihm kürzlich ein 16-jähriger Gymnasiast aus Überlingen gesagt hat: "Ich könnte mir es nicht vorstellen, wenn meine Mutter nicht zuhause wäre." Die Diskussion um das Thema Kinderbetreuung ist nach Müllers Dafürhalten eine andere als das, was in erheblichen Teilen der Bevölkerung an Wertvorstellungen immer noch vorhanden sei.
Bürgermeister Edgar Lamm griff den von Müller gesponnenen Faden auf und sagte: "Ich bin froh, dass meine Frau unsere Kinder erzieht." Einig war sich Lamm mit dem Ex-Minister auch darin, dass man sich bei der Kinderbetreuung den gesellschaftlichen Veränderungen stellen müsse. Die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen wolle dem Rechnung tragen, indem sie mit der Realisierung des Kindergartenneubaus auch eine Betreuung für unter Dreijährige anbieten wolle.
Nachdem die musikalischen Beiträge eines kleinen Ensembles der Musikschule mit begeistertem Beifall bedacht wurden, ging Lamm auch auf diese Einrichtung ein und lobte die Bereitschaft der Musiklehrer, dass sie durch ihren Beitrag, die freiwillige Zustimmung zur Umwandlung der Angestellten- in Honorarverträge, ermöglicht hätten, die Musikschule in ihrem Bestand und ihrer bisherigen Qualität erhalten zu können. Enno van Rensen kündigte zudem noch eine Spende für die Musikschule aus der örtlichen CDU-Kasse an.