Uhldingen-Mühlhofen - Einen glänzenden Abgang bescherten die 191 Delegierten des CDU-Bezirksverbands Südwürttemberg ihrem bisherigen Vorsitzenden Andreas Schockenhoff beim Parteitag in Uhldingen-Mühlhofen. Sechs Tage nachdem er sein Alkoholproblem bei Günther Jauch einem breiten Fernsehpublikum offenbart hatte und zugleich Ausgangspunkt für die Talkshow zu diesem Thema war, wirkte der Bundestagsabgeordnete entspannt und selbstbewusst.
Während die Parteimitglieder ihm nach seinem Rechenschaftsbericht stehend applaudierten, trat Schockenhoff vom Podium herunter und verneigte sich vor den Bezirksvertretern. Im Jahr 2000 hatte der Ravensburger das Amt von Hermann Schaufler (Reutlingen) übernommen, der wegen der Veruntreuung von Geldern zugunsten des SSV Reutlingen verurteilt worden war, und das Amt nun elf Jahre lang innegehabt. Es sei eine Zeit gewesen, die ihm „wunderbar Spaß gemacht“ habe, sagte Schockenhoff und verwies auf das enorme politische Engagement des Bezirks und dessen Gewicht in der letzten Landesregierung. Auf die vielen guten Wünsche zum Abgang versprach Schockenhoff: „Ihr werdet noch von mir hören.“ Zu seinem „engagierten Beitrag“ gratulierte ihm Landrat Lothar Wölfle. CDU-Kreisvorsitzender und Tagungsleiter Lothar Fritz nannte es sogar „eine deiner besten Reden“.
In einer kühlen Sporthalle von Mühlhofen fröstelte es die Delegierten anfangs. Bürgermeister Edgar Lamm entschuldigte sich. Er habe damit gerechnet, dass die CDU sich noch so einheize, dass ein kühler Auftakt nicht verkehrt sein könne. Richtig hitzig wurde es nicht unbedingt, aber das Duell um die Nachfolge Schockenhoffs war so spannend, wie es Wölfle und Fritz vor Beginn erwartet hatten. Am Ende bescherte der Balinger Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß der Sigmaringer Ex-Ministerin mit 99:92 Stimmen die dritte empfindliche Niederlage. Als „sportlichen Wettbewerb“ apostrophierte es der später eintreffende Landesvorsitzende Thomas Strobl, der Gönner den Chefposten weggeschnappt hatte.
Im „Kreis, wo das Glück wohnt“ hatte Kreisvorsitzender Lothar Fritz die Delegierten willkommen geheißen. Aber auch im Kreis „mit den schlechtesten Verkehrswegen“. Geradezu dreist nannte es Fritz, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann kürzlich die Region als „besten Beweis“ benannt habe, dass man für eine florierende Wirtschaft keine Straßen brauche. Die Einschränkung der grün-roten Landesregierung, vor dem Neubeginn weitere Projekte die begonnenen fertig zu stellen, kritisierte Schockenhoff. Direkt von Bundesverkehrsminister Ramsauer bringe er die Information mit, dass die Elektrifizierung der Südbahn im nächsten Investitionsplan mit 70 Millionen Euro durchaus berücksichtigt sei.
Schon der ganze Weg zum Tagungsort war mit Plakaten zur Stuttgart-21-Bürgerbefragung tapeziert und der Konflikt durchzog auch die Beiträge der Politiker. Bundesministerin Annette Schavan hatte in ihrem Grußwort die „Kompliziertheit der Fragestellung“ heftig kritisiert und daraus heraus gelesen, „wie hier eigentlich Bürgerbeteiligung begriffen wird“. Bemerkenswert war Schavans Offensive für den „Wert der Arbeit“. Wenn die Politik Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht habe, sei nicht das Ziel gewesen, dass 20 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor tätig seien. „Das war nicht gemeint“, sagte Schavan und warb für die Vorstellungen der CDA zum Mindestlohn.