Pfullendorf (siv) Als energiepolitischer Koordinator der CDU/CSU-Fraktion hat der 36-jährige Thomas Bareiß spätestens seit der Diskussion um den schnellstmöglichen Atomausstieg der schwarz-gelben Regierungskoalition viel zu tun und ist ein gefragter Gesprächspartner.
Mehrfach war er im Kanzleramt, um mit Angela Merkel über die Energiepolitik zu diskutieren, wobei er auch seine Bedenken bezüglich des abrupten Ausstiegs aus dem Ausstieg äußerte, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt. Die Energiewende berge auch Risiken und Widersprüche, gibt Bareiß zu bedenken, der eine Prioritätensetzung bei der nachhaltigen Energieerzeugung vermisst. Als Energiekoordinator erfährt er die Lobby-Arbeit der betroffenen Unternehmen und Verbände hautnah, „denn hier ist viel Geld im Spiel, und alle versuchen Einfluss zu nehmen“.
Als Unsitte bezeichnet er die Flut von Gutachten, die nur Verwirrung stifteten. Um den Einfluss von interessengeleiteten Informationen zu reduzieren, suche er das Gespräch mit den Fachleuten vor Ort. Die Neuausrichtung der Energiepolitik biete auch viele Chancen für neue Firmen und neue Jobs.
„Wir werden bis zum Schluss kämpfen“, erklärt er zur aktuellen Bundeswehrstandortdebatte. „Die Entscheidung über Schließungen wird Ende Oktober gefällt“, wiederholt Bareiß seinen Informationsstand, den er vom Verteidigungsministerium erhalte. Dass die Zahl der Divisionen von fünf auf zwei reduziert werde, sei ziemlich sicher, was auch die „10. Panzerdivision“ betreffen würde. Selbst wenn diese Division aufgelöst würde, weil der Stab abzieht, bedeute dies absolut nicht das Aus für den Standort Sigmaringen. Man könnte ja andere Einheiten in die Hohenzollernstadt verlagern.
Keinen Hehl, aber noch ohne offizielle Bewerbung, macht Bareiß aus seinen Ambitionen den Vorsitz des größten CDU-Bezirksverbandes Württemberg-Hohenzollern zu übernehmen. Bekanntlich tritt dessen langjähriger Vorsitzender Andreas Schockenhoff nicht mehr an, und als mögliche Nachfolger werden neben Bareiß auch Ex-Umweltministerin Tanja Gönner genannt. Das Amt würde ihn schon reizen, bekennt Bareiß, der sich beim Bezirksparteitag am 22. Oktober in Uhldingen-Mühlhofen eine Kandidatur vorstellen kann.
Nicht vorstellen kann sich der Abgeordnete, dass es bei der aktuellen Euro-Krise für Griechenland mittelfristig ohne einen so genannten „Schulden-Cut“ abgeht. „Die Griechen können ihre Schulden nie zurückzahlen“, wird es nach seiner Überzeugung nicht ohne eine Zwangsumschuldung gehen. Angesichts der Dramatik und des befürchteten „Domino-Effektes“ sei die Stimmung bei den Parlamentariern von Zurückhaltung geprägt und man müsse den Informationen der Finanzexperten vertrauen. „Aber man muss auch seinen gesunden Menschenverstand nutzen“, ergänzt Bareiß, dass die Abgeordneten diese Riesenverantwortung spürten.