CDU Uhldingen-Mühlhofen

Abgeordnete reiben sich an Pfahlbauten

Südkurier-Artikel zum Besuch von Bundespräsident Horst Köhler in Unteruhldingen

Uhldingen-Mühlhofen - Wie viel Bundestagswahlkampf da nun in den Aktivitäten der beiden Landtagsabgeordneten aus dem Bodenseekreis steckt, scheint aber gar nicht so wichtig. Im Unteruhldinger Pfahlbaumuseum von Direktor Gunter Schöbel weiß man, dass die Sache nur dann zügig weiter vorankommt, wenn sie in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Nicht umsonst packten Schöbel und Uhldingens Bürgermeister Edgar Lamm die Gelegenheit beim Schopf, als der Bundespräsident am 5. Juli einige Minuten Station in der Pfahlbaugemeinde machte: Museumschef und Schultes überreichten Horst Köhler und dem mitreisenden Ministerpräsidenten Günter H. Oettinger Stofftaschen mit Info-Material zu den Pfahlbauten und eben jener Petition, die in der Schweiz zur Einstufung der Pfahlbausiedlungen als Weltkulturerbe bereits beschlossen wurde.
Beim Besuch des Bundespräsidenten am 5. Juli nutzte Museumsdirektor Gunter Schöbel die Gelegenheit und überreichte Ministerpräsident Günter H. Oettinger und Horst Köhler (von links) die Petition des Schweizer Bundesrates zur Einstufung der dortigen Pfahlb
Der eidgenössische Bundesrat hatte schon im Dezember 2004 eine Vorschlagsliste für die UNESCO verabschiedet, die an dritter Stelle der Prioritätenliste die Schweizer Feuchtbodensiedlungen nennt. In Unteruhldingen wirbt man seither intensiv darum, dass sich Deutschland mit einem ergänzenden Antrag anhängt.

Antragsteller müssten die betroffenen Bundesländer sein. Bayern und Baden-Württemberg also. Für Bodensee und Federsee konkret zuständig wäre also die CDU-Landesregierung in Stuttgart - respektive Innenminister Heribert Rech.

Rechs Brief an Ulrich Müller verbreitet dessen Büro als "Antwort auf einen Vorschlag des CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller, für die Pfahlbauten am Bodensee und anderen Seen im Alpengebiet den Status als UNESCO-Weltkulturerbe anzustreben". Schon diese Formulierung übrigens bringt den Genossen Zeller auf die Palme: "Bestenfalls" könne man das noch als "einseitige" Darstellung durchgehen lassen. Die SPD-Landtagsfraktionen in Baden-Württemberg und ebenso in Bayern hätten sich längst bei den Landesregierungen für diese Maßnahmen stark gemacht.

Rech schreibt also an seinen Parteifreund Müller: "Ich unterstütze ein solches Vorhaben nachdrücklich und sehe in ihm wie Sie eine gute Gelegenheit zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bodenseeraum und in der gesamten Alpenregion". Einer Beteiligung des Landesdenkmalschutzes in einer internationalen Arbeitsgruppe "für die Ausarbeitung eines entsprechenden Antrags an das Weltkulturerbekomitee der UNESCO" stehe laut Rech nichts entgegen. Dass dieses Prädikat dann auch Folgen hätte, mache der Innenminister mit dem Hinweis deutlich, dass sich die Pfahlbaufunde in einer dramatischen Bedrohungslage befänden - so versteht ihn Müller, CDU.

Zeller, SPD, indes freut sich in einer Pressemitteilung zwar darüber, "dass das Land sich für die Rettung der Pfahl- und Moorbausiedlungen" am Bodensee nun einsetzen will und die UNESCO-Kulturerbe befürworte. Ansonsten interpretiert Zeller die Antwort Rechs auf seine "Kleine Anfrage" ganz anders. Es fehle eine konkrete Zusage zur Finanzierung der erforderlichen Rettungsmaßnahmen, bemängelt Zeller und sagt: "Reine Absichtserklärungen reichen für die Rettung dieser Pfahlbaufunde nicht, wenn nicht tatsächlich Geld fließt." Damit verweist Zeller auf ein ganz anderes Thema, um das man sich im Pfahlbaumuseum parallel kümmert: Die Initiative, die Siedlungsreste im Bodensee durch das Landesdenkmalamt grundlegend untersuchen zu lassen, um so eine Basis zur Sicherung der durch die Seebodenerosion gefährdeten archäologischen Befunde zu schaffen.

Dass die Einstufung der Pfahlbauten als Weltkulturerbe von der Poltitik so hoch angesetzt wird, freut Peter Walter, den Assistenten von Museumsdirektor Schöbel. "Aber ein konkreter Antrag ist etwas anderes, und da ist noch nichts weiteres passiert." Zuständig dafür wäre jene Baden-Württembergische Denkmalpflege, dessen oberster Chef der Innenminister ist. Und die Denkmalschützer seien jetzt wohl "erst mal erschöpft" nach dem sie den "Limes" erfolgreich zum Kulturerbe bringen konnten hat er fernab der politischen und wahlkämpferischen Aktivitäten Verständnis, "dass das eben seine Zeit geht, bis so ein Antrag konkret steht."