Da sitzen sie nun im Zimmer des Bürgermeisters von Uhldingen-Mühlhofen: Caner Su (20), Timo Akuzun (21) und Dominik Schaaf (18), drei Jugendliche aus Uhldingen, die sonst eher am Marktplatz herumhängen, rauchen, trinken, mit einem Fußball kicken und damit ungewollt die Passanten ärgern. Das hatte sie schon selbst gestört, aber was können sie dagegen tun? „Es gibt keine Möglichkeit für uns, was anderes zu machen“, erzählt Caner und bedauert, dass er und seine Kumpels so auch noch schlechte Vorbilder für die Jüngeren sind. „Die machen natürlich alles, was wir auch machen.“
Die Uhldinger Jugendlichen freuen sich schon auf ihren Bolzplatz, 5 Jugendliche zusammen mit Jean-Christophe Thieke, Silke Höhnel und BM Edgar Lamm, Bild: PETERSEN SK Doch manchmal gibt es glückliche Zufälle. Das war in diesem Fall ein verunglückter Schuss an der Bushaltestelle, der Jean-Christophe Thieke in die Hände flog. „Den Ball habe ich zurückgespielt, im wörtlichen und im übertragenen Sinne“, erinnert sich der in Kirche und Gemeinde engagierte Thieke – „so kamen wir ins Gespräch.“ Zusammen mit seiner Parteifreundin Silke Höhnel, die selbst Mutter einer 17-jährigen Tochter ist, vereinbarte er einen Termin mit den Jugendlichen, fragte sie, was ihnen am meisten fehlt, und versprach ihnen einen Termin mit dem Bürgermeister, damit sie diesem ihre Wünsche vortragen könnten.
Insgesamt sieben Jugendliche kamen zu diesem Vortreffen und hatten ihre Hauptwünsche schnell auf den Punkt gebracht: Ein Bolzplatz muss her, damit sie nicht mehr auf dem Marktplatz kicken müssen, und ein Jugendtreff, in dem sie sich unterhalten können und Musik hören können – ungestört und ohne zu stören. „Da würde uns auch ein Kellerraum reichen, den würden wir auch selbst einrichten“, sagt Caner. Dann würde auf die Sachen auch viel mehr Acht gegeben. Denn ein Grund für die Schließung der alten Räume – damals im Keller der Musikschule – waren Zerstörung und Vandalismus. „Da sollte die Gemeinde einen neuen Versuch wagen. Wir sind eine andere Generation und ganz anders drauf als die damals.“
Bürgermeister Edgar Lamm verspricht sich einzusetzen und gibt zu, vielleicht zu schnell resigniert zu haben. „Wir haben damals nur die Probleme gesehen und diese Frage danach zu sehr vernachlässigt.“ Er könne sich auch einen Container als Jugendtreff vorstellen. „Hauptsache einen eigenen Raum“, sind sich die Jugendlichen einig und regen an, den Treff etwas an den Rand zu verlegen, wo sie niemanden stören: „Sonst gibt es gleich wieder Beschwerden.“ Ein Betreuer nach Meersburger Muster wäre auch nicht schlecht, das sehen die Jugendlichen und ihre erwachsenen Gesprächspartner gleich. Dominik: „Aber der Betreuer muss gut drauf sein.“
Timo ist der Bolzplatz am wichtigsten. Er ist erstaunt, als er hört, dass es den eigentlich schon gibt: die Wiese neben der Aachbrücke. Auf der steht auch schon ein Tor, aber als Bolzplatz ist sie so noch nicht geeignet. „Da müssen unbedingt Netze hin, sonst fliegt der Ball in die Aach oder in die Scheiben der Nachbarhäuser. Das ist dann auch nicht so lustig“, gibt Timo zu bedenken und ist erstaunt über die Antwort des Bürgermeisters: „Das ist schon auf dem Weg. Wir haben bereits 4000 Euro für den Bolzplatz im Haushalt eingestellt. Jetzt hat der Kreis den Haushalt genehmigt. Damit können wir den Platz also herrichten.“
So viel Verständnis und konkretes Entgegenkommen hatten die Jugendlichen nicht erwartet und sind offensichtlich hoch erfreut. Ihre anfängliche Scheu in der ungewohnten Rathausatmosphäre hatten sie längst abgelegt, jetzt sind sie ganz locker, holen auf dem Weg zum „Ortstermin Bolzplatz“ in Uhldingen noch andere Jugendliche dazu und freuen sich darauf, dass ihre Wünsche so zeitnah umgesetzt werden.