Die Vorsitzenden der CDU-Ortsverbände Salem, Frickingen, Heiligenberg und Uhldingen-Mühlhofen bezweifeln angesichts der „derzeit unklaren Schulpolitik“ mit den miteinander konkurrierenden Schulformen „die Notwendigkeit einer Entscheidung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule“ am Bildungszentrum in Salem „zum geplanten Termin in der geplanten Form.“ Dies geht aus einer gemeinsamen von Franz Jehle (Salem), Werner Kaplan (Frickingen), Wilfried Jerg (Heiligenberg) und Erwin Marquart (Uhldingen-Mühlhofen) unterzeichneten Stellungnahme hervor. Die Ortsvorsitzenden hatten sich bei ihrem jüngsten Zusammentreffen mit einer Gemeinschaftsschule am Bildungszentrum Salem zum Schuljahr 2014/2015 beschäftigt.
Das Bildungszentrum in Salem. Mit den Gemeinden Uhldingen-Mühlhofen, Heiligenberg und Frickingen bildet Salem einen Schulverband. Derzeit geht esum die Frage, ob eine Gemeinschaftsschule eingerichtet werden soll. Während der Leiter der Werkrealschule am Bildungszentrum, Emil Bauscher, die Einrichtung der Gemeinschaftsschule forciert und diese in den Gemeinderäten der im Schulverband zusammengeschlossenen Gemeinden erläuterte, kommt heftiger Widerstand vom Lehrerkollegium der Realschule am Bildungszentrum (der SÜDKURIER berichtete).
Die CDU-Vorsitzenden gehen in der Stellungnahme davon aus, dass die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule mit Hauptschulabschluss, mittlere Reife und Abitur zwangsläufig das Aus für die Realschule Salem bedeutet. „Dadurch wird eine sehr beliebte und erfolgreiche Schule aufgegeben und gegen eine Schulform eingetauscht, mit der noch keinerlei Erfahrungen vorliegen“, heißt es in der Erklärung.
Der Anlass, das Thema Gemeinschaftsschule aufzugreifen, ist für die CDU-Ortsvorsitzenden die bereits fortgeschrittene Planung der Steuerungsgruppe „Gemeinschaftsschule Salem“ und die Einladung des geschäftsführenden Schulleiters Emil Bauscher zu einer Informationsveranstaltung am 9. Januar. Franz Jehle, Erwin Marquart, Werner Kaplan und Wilfried Jerg wollen, wie es in der gemeinsamen Erklärung weiter heißt, den Diskussionsprozess in der Öffentlichkeit über die mögliche Einführung einer Gemeinschaftsschule in Salem anstoßen. Es gelte, die Konsequenzen für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Schullandschaft in der Raumschaft „offen darzustellen und zu erörtern.“ Zumal sei damit zu rechnen, dass bei Einführung einer Gemeinschaftsschule bereits ein Großteil der Grundschulabgänger gleich auf Realschulen oder Gymnasien in der Nachbarschaft nach Markdorf, Überlingen, Pfullendorf oder Meersburg wechselten. So seien zum Beispiel die Schulstandorte in Überlingen, Meersburg oder Markdorf aus Uhldingen-Mühlhofen besser erreichbar als das Bildungszentrum in Salem.
Ein Fingerzeig kommt von den CDU-Vorsitzenden ebenfalls, wenn es um die Frage langfristige Sicherung des Schulstandortes Salem geht. Mit der Einführung der Gemeinschaftsschule in Salem würden Risiken eingegangen, die momentan nicht absehbar seien. Dazu heißt es in der Stellungnahme: „Die Leistungsfähigkeit der Gemeinschaftsschule wird zwar von der Landesregierung wiederholt beschworen, doch fehlt der Nachweis.“ Ein wissenschaftlich begleiteter Schulversuch fehle. Es sei keineswegs so, dass sich die Mehrzahl der Pädagogen für die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen ausspräche. Und für die CDU-Vorsitzenden steht auch fest, „über die pädagogische Qualität der propagierten Schulform Gemeinschaftsschule besteht völlige Uneinigkeit in der Fachwelt, nicht nur in den Reihen der Realschulen und Gymnasien.“ Bildungspolitische Experimente mit Schülern zu machen und zu schauen was am Ende herauskommt, sei den Schülern gegenüber unverantwortlich.
Weiterhin bemängeln Jehle, Kaplan, Jerg und Marquart „eine fehlende regionale Schulentwicklungsplanung der Landesregierung.“ Mit der Delegation von Entscheidungen zur Schulpolitik an die Gemeinden fehle eine regionale Gesamtsicht, so dass die Abschätzung der Schülerzahlen einem Stochern im Nebel gleich komme und zudem hohe Ausgaben für Investitionen ausgelöst würden, ohne vorhandene Infrastrukturen der Nachbarschaft sinnvoll und effizient zu nutzen. Zudem: „Berücksichtigt werden müsse, dass die Gemeinschaftsschule auch deutliche Auswirkungen auf die beruflichen Gymnasien und Berufsschulen der Umgebung habe“, heißt es in der Stellungnahme.