Unter dem Eindruck der Wahlprognosen zur Landtagswahl stand der Parteitag der CDU im Bodenseekreis im Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen. Doch die rund 100 Mitglieder zeigten sich überwiegend kämpferisch.
Der neue CDU-Kreisvorstand, Foto: Südkurier So schlechte Umfragewerte unmittelbar vor einer Landtagswahl hatte die CDU in Baden-Württemberg noch nie. Nur noch 31 Prozent prognostizierte das Umfrage-Institut Infratest Dimap am Freitag für die Christdemokraten. Unter diesem Eindruck stand der CDU-Kreisparteitag im am selben Abend. „Das ist heute kein normaler Parteitag, es wird für uns alle ernst“, brachte es der CDU-Ortsverbandsvorsitzende in Friedrichshafen, Manuel Plösser, auf den Punkt. Dennoch zeigten sich die rund 100 Mitglieder überwiegend kämpferisch und zuversichtlich, auch wenn Kreisvorsitzender Lothar Fritz von einer „Schicksalswahl“ sprach. Fritz wurde als Parteichef im Bodenseekreis bestätigt, kündigte aber an, das letzte Mal angetreten zu sein.
Dieter Hornung, Fraktionschef der CDU im Kreistag, sagte: „Wir sollten uns von den Umfrage-Ergebnissen nicht verrückt machen lassen.“ Vor Ort habe man solide Arbeit geleistet und brauche sich nicht zu verstecken. Auch für Volker Mayer-Lay, als einer von drei Stellvertretern im Amt bestätigt, sind die derzeitigen Umfragewerte „nur eine Momentaufnahme“. Der Bundestagsabgeordnete Lothar Riebsamen setzt weiter „auf Sieg am 13. März“, auch wenn die Umfragewerte derzeit nicht so sind, „wie wir uns das vorstellen“.
Dass nicht wenige CDU-Mitglieder vor allem ein Problem mit dem Flüchtlingskurs ihrer Partei haben, der die CDU wohl hauptsächlich Stimmen kostet, sprach Albert Zuzej aus. Der zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählte CDU-Vordere aus Owingen-Billafingen reklamierte „mehrere Austritte, die politisch bedingt sind“. Er kritisierte den Kurs der Kanzlerin, die EU-Recht breche, was Auswirkungen auf innere Sicherheit und sozialen Frieden habe. „Multikulti ist gescheitert. Der Islam gehört für mich eher nicht zu Deutschland“, sagte er. Seiner Ansicht nach „läuft definitiv etwas falsch in meiner Partei“. Er habe sich aber entschieden, der CDU nicht den Rücken zu kehren, sondern sie von innen heraus zu verändern und die nötigen Diskussionen zu führen.
Breiten Raum bei der gut dreistündigen Veranstaltung im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen nahm die Rede von Ulrich Müller ein. Für ihn ist in drei Wochen nach 24 Jahren als CDU-Abgeordneter des Bodenseekreises Schluss. Nüchtern stellte er fest, dass die CDU nach Aussage der Demoskopen seit dem Sommer ein Viertel der Anhängerschaft verloren habe. Diese Wahl, prognostizierte Müller, werde ein „politisches Erdbeben sein, wie es das Land noch nicht erlebt hat“. Während die SPD noch stärker im Umfragetief stecke und die AfD beste Chancen habe, in den Landtag einzuziehen, stünden gravierende Veränderungen im Plenum an.
In einer 40-minütigen Rede machte er noch einmal kampfeslustig Wahlkampf für die Christdemokraten. Es sei sehr wahrscheinlich, „dass wir an der nächsten Regierung beteiligt sind“, Grün-Rot habe ja schon seit zwei Jahren keine Mehrheit mehr im Land. „Diese Regierung ist am Ende“, sagte Müller, der für seine Rede stehende Ovationen bekam.
Und wie sieht seine Nachfolgerin Susanne Schwaderer die Lage? Die Umfragewerte seien nicht gerade brillant, aber „wir werden uns davon nicht ins Bockshorn jagen lassen“. Sie habe draußen im Gespräch mit den Bürgern eine andere Wahrnehmung. Noch lägen drei spannende Wochen vor den Christdemokraten, für die sie nur drei Worte habe: kämpfen, kämpfen kämpfen. „Wir schaffen das“, warb die neue Landtagskandidatin um Zuversicht und Unterstützung.
CDU-Kreisvorstand:
Lothar Fritz wurde ein weiteres Mal zum Kreisvorsitzenden gewählt. Er erhielt 94 von 97 Stimmen. „Ich denke, das war auch ein Abschiedsgeschenk“, sagte Fritz nach der Wiederwahl. Er hatte zuvor angekündigt, ein letztes Mal für diese Position zur Verfügung zu stehen. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Volker Mayer-Lay, Martina Mohr und Albert Zuzej gewählt. Als Kreisschatzmeisterin übernimmt Susanne Schwaderer bis zum nächsten Kreisparteitag das Amt, da sich Udo Lax nach siebenjährigem Engagement nicht mehr zur Verfügung stellte. Zum Kreisschriftführer wurde Jean-Christophe Thieke gewählt, zum Internetreferenten Oliver Nies, zur Kreispressesprecherin Carola Uhl. Beisitzer im erweiterten Vorstand sind Gabriele Bentele, Daniel Funke, Wilfried Jerg, Birgit Körnig, Beate Künze, Jürgen Pohl, Gudrun Sauter, Markus Schraff, Jasmin Seitz, Stanley Smolka, Angela Stofner und Bernhard Vesenmayer.