Etwa 100 Zuhörer aus der Bürgerschaft und der Kommunalpolitik, darunter viele Bahnnutzer, Gemeinderäte aus der Region sowie Bürgermeister und Kreisräte aus den Landkreisen Bodenseekreis und Konstanz, durften CDU Kreisvorsitzende Sylvia Zwisler sowie Volker Mayer-Lay für die CDU Überlingen und Jean-Christophe Thieke für die CDU Uhldingen-Mühlhofen im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus in Überlingen-Nußdorf willkommen heißen.
Von links: Lothar Fritz, Jean-Christophe Thieke, Sylvia Zwisler, Karl-Eugen Stier, Dr. Walter Gerstner, Sven Hantel, Wilfried Franke mit einem aus Oberleitungskupfer geformten Bodensee Schon in ihrer Begrüßung formulierte CDU-Kreisvorsitzende Sylvia Zwisler die Kernthesen, die die folgende Diskussion bestimmen sollten: „Ein gut ausgebauter, abgestimmter und kundenfreundlicher öffentlicher Personennahverkehr erhöht die Lebens- und Wohnqualität unserer Region. Neben der Elektrifizierung der Südbahn darf auch die Bodenseegürtelbahn nicht vergessen werden“, betonte die Vorsitzende der CDU Bodenseekreis.
Um die Zukunft des Schienenverkehrs im Bodenseekreis auf der „Bodenseegürtelbahn“ zu beleuchten, reiste eine ganze Riege von Fachleuten an den Bodensee an:
So referierten Dr. Walter Gerstner, der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), Karl-Eugen Stier, Leiter Planung und Betriebsmanagement der Bahn-Tochtergesellschaft RAB, Sven Hantel vom Regionalbereich Südwest der DB Station&Service AG, sowie Verbandsdirektor Wilfried Franke vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben vor den interessierten Zuhörern.
Verantwortliche stehen zur Bodenseegürtelbahn Alle Referenten sahen die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn – neben der Südbahn – als wichtigen Schritt für ein auch künftig gutes Angebot im Schienenverkehr am Bodensee an. Die Elektrifizierung auch des Abschnitts zwischen Friedrichshafen und Radolfzell sei fest beabsichtigt, aber erst nach dem Jahr 2016 zu erwarten.
Entscheidend für die Qualität des Bahnreisens sei aber, was beim Fahrgast ankomme. So seien kurze Reisezeiten, umsteigefreie Verbindungen, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Sauberkeit von großer Bedeutung.
Diesbezüglich wurde konstatiert, dass die DB Regio schon jetzt viel getan habe, um auf diesem Gebiet besser zu werden: So werden neue Kühleraggregate in die Triebwagen eingebaut und es finde im Sommer eine nächtliche Wartung in Friedrichshafen statt. Ferner werde ein drittes Fahrzeug bei den am stärksten frequentierten Zügen am Abend eingesetzt.
Auch die DB Station&Service AG – zuständig für die Bahnhöfe – habe mit dem Land ein Bahnhofsmodernisierungsprogramm gestartet: Hier werden 2011 alle Halte der Bodenseegürtelbahn mit elektronischen Anzeigern ausgestattet, die bei Verspätungen und Störungen rechtzeitig Informationen wiedergeben können.
Die Früchte der Verbesserungen ließen sich sehen, so Dr. Walter Gerstner (NVBW): 52% mehr Fahrgäste seit 2003 verzeichne die Strecke Radolfzell- Friedrichshafen. Die DB Regio zählt jährlich bis zu 2,4 Millionen Fahrgäste, das sind an Werktagen bis zu 10.000 Fahrten.
MdL Ulrich Müller lobte zwar die bisherigen Verbesserungen, mahnte aber an, die bevorstehenden „großen Baustellen“ auch konsequent im Blick zu halten.
Landrat Lothar Wölfle kündigte an, dass die Landkreise Bodenseekreis und Konstanz gemeinsam mit den Gemeinden eine „Interessengemeinschaft Bodenseegürtelbahn“ gründen werden, um die nötigen Ausbauvorhaben voranzubringen. Kreisverwaltungsdirektor Berthold Restle vom Landkreis Konstanz unterstützte Wölfle und sagte noch am gleichen Abend die volle Unterstützung zu.
Forderungskatalog der CDU Bodenseekreis
Die CDU am Bodensee stellte nun auf Grundlage der Veranstaltung einen Forderungskatalog auf, der ein Nahverkehrsangebot als Ziel hat, welches schlussendlich von der Bevölkerung auch genutzt wird. Laut Sylvia Zwisler seien auf der Bodenseegürtelbahn folgende Punkte erstrebenswert:
- Verbesserung – keinesfalls Verschlechterung – der Reisezeiten und Umsteigehäufigkeiten im regionalen und überregionalen Verkehr
- kurze Fahrzeiten auch über Friedrichshafen, Radolfzell und Singen hinaus sowie Erhalt der Direktverbindungen
- erfolgreicher Stundentakt und passende Anschlüsse zu den Buslinien der Region für ein gutes Zusammenspiel von Bahn und Bus
- zuverlässige, pünktliche und mit ausreichenden und sauberen Fahrzeugen erbrachte Dienstleistungen vom zuständigen Bahnunternehmen
- stete Gewährleistung von guten Fahrgastinformationen und raschen Maßnahmen im Störungsfall
Welche Infrastrukturmaßnahmen zur Zielerreichung erforderlich seien, das müssten nun die Experten von Bahn, Land und Regionalverband erarbeiten, so der CDU Kreisverband.
Jean-Christophe Thieke, Gemeinderat aus Uhldingen-Mühlhofen und Bahn-Fachmann beschreibt: Die Elektrifizierung von Süd- und Bodenseegürtelbahn wird von der CDU Bodenseekreis als wichtiger Baustein hierzu und für ein vernetztes ÖPNV-Angebot rund um den See betrachtet. Bis zur Elektrifizierung dürfe das Angebot zwischen Singen und Friedrichshafen ab 2016 für die heute täglich bis zu 10.000 Bahnnutzer jedoch nicht als „Übergangslösung“ verschlechtert werden. Dies gelte es insbesondere zu beachten, als dass das Land Baden-Württemberg für die Zeit ab 2016 bis etwa 2030 die Leistungen in den kommenden Monaten ausschreibt und was dann auch 15 Jahre lang das Fahrplangebot stark bestimmt.
Auch MdB Riebsamen fordert Elektrifizierung
Bundestagsabgeordneter Lothar Riebsamen teilte nun zudem mit, dass die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs zu Gunsten der Region weiter verfolgt werden müsse. Die positiven Effekte der Elektrifizierung der Südbahn, müssten mit der wichtigen Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn verstärkt werden. Dies sei dem Wirtschaftsraum Bodensee angemessen, besonders zur Stärkung des Verflechtungsraums Bodensee im Wettbewerb mit anderen Metropol-Regionen. Eine „Dieselinsel“ behindere die Anbindung an den überregionalen Verkehr, so Riebsamen. „Die Bahn- und Straßeninfrastruktur der Region ist generell ausbaufähig, wir haben hier im Süden Baden-Württembergs großen Nachholbedarf und müssen auch in der Region etwa von Baden-Württemberg 21 profitieren. Die Elektrifizierung der Bahnstrecken ist hierzu ein wichtiger Baustein, ich werde mich im Rahmen meiner Möglichkeiten dafür einsetzen.“, betont Lothar Riebsamen.
CDU für den Bürger „am Ball“
Die abschließende Diskussions- und Fragerunde wurde von den Besuchern rege genutzt. Lothar Fritz – stellvertretender CDU Kreisvorsitzender, Überlinger Gemeinderat und Mitglied des AK Verkehr des Kreisverbandes – leitete in gewohnt routinierter Manier das Gespräch, das manche Frage aus der Bürgerschaft zur Klärung brachte.
Auch schon im Vorfeld der CDU-Veranstaltung hatten viele Bahnnutzer der CDU ihre Fragen und Anregungen zum Bahnverkehr am See per Postkarte oder E-Mail mitgeteilt. „Der Arbeitskreis wird diese wichtigen Rückmeldungen auswerten und nötigenfalls Lösungen bei Land und Bahn einfordern. Die CDU bleibt hier am Ball!“, so Axel Häberle, Gründungsmitglied des CDU-Arbeitskreises Verkehr und Infrastruktur.