„Für Bürgerinnen und Bürger, aber auch Gäste mit eingeschränkter Mobilität, und beisielsweise auch junge Familien, weisen die Haltestellen im Gemeindegebiet noch zu viele Barrieren auf, wir müssen dies anpacken!“, fast Gemeinderat und ÖPNV-Fachmann Jean-Christophe Thieke die Erkenntnisse einer Busfahrt mit dem Ortsseniorenrat (OSR) zusammen.
Die CDU-Gemeinderatskandidaten haben sich mit dem Ortsseniorenrat Mitte Mai zu einer Busfahrt von Unteruhldingen bis Mühlhofen aufgemacht und fünf wichtige Bushaltestellen unter die Lupe genommen. Der OSR-Vorsitzende Horst Krake stellte fest: „Die Linienbusse sind heute fast alle barrierefrei, was unserer Gemeinde aber fehlt, das sind geeignete Bushaltestellen.“ Für Senioren seien die Erreichbarkeit der Bushaltestellen und ein möglichst sichere, stufenlose Einstieg ohne gefährlichen Spalt entscheidend. Nur so könnten Bürgerinnen und Bürger im Alter auch ohne Auto eigenständig mobil sein. Wie wichtig ein benutzbarer ÖPNV sei, machte Krake deutlich: 25 Prozent der Ortsbevölkerung sind Senioren. Einige davon hätten Einschränkungen, weshalb dringend daran gearbeitet werden müsse, dass der ÖPNV besser nutzbar wird oder auch nur die vorhandenen Behindertenparkplätze strenger kontrolliert werden.
Thieke erläuterte den Anwesenden die Vorgaben für barrierefreie Haltestellen, die somit vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ermöglichen. Dazu gehörten primär ein 18 bis 22 Zentimeter hoher Bordstein zum stufenlosen Ein- und Ausstieg, so dass Busse gefahrlos heranfahren können, eine mindestens 2,5 Meter tiefe Wartezone, damit für Rollstuhlfahrer die Klapprampe der Busse benutzt werden könne und Blindenleitstreifen, damit Sehbehinderte ohne Gefahr den Einstieg finden. Der Gemeinderat und CDU-Ortsvorsitzende Erwin Marquart merkte an, dass es zudem nötig sei, Fußwege zur Haltestelle barrierefrei zu halten, also etwa mit abgesenkten Bordsteinen und ohne Engstellen.
Die mustergültige Umsetzung wurde an der barrierefreien Bushaltestelle „Uhldingen-Mühlhofen, Bahnhof“ erkennbar. Hier seien die baulichen Vorgaben umgesetzt worden, lediglich die Blindenleitstreifen müssten mit dem geplanten barrierefreien Ausbau des Bahnhofs noch folgen.
Bereits am Startpunkt der Fahrt am Hafen Unteruhldingen wurden die Probleme offensichtlich: der ErlebnisBus 2 konnte zwar seine Rampe ausklappen, beim nur knapp einen Meter breite Fußweg hätten Rollstühlen aber keine Chance zum Einfahren gehabt. Hilfreich wäre an dieser Haltestelle zudem eine Sitzmöglichkeit, ergänzte eine Dame vom Ortseniorenrat.
Nach einer kurzen Busfahrt wurde die Haltestelle am Marktplatz Oberuhldingen unter Augenschein genommen: besonders in Fahrtrichtung Meersburg zeigte sich, dass die bestehende Haltestelle komplett umgebaut werden müsse. Weder könnten Busse heute ohne großen Abstand zum Bordstein heranfahren, noch reichten die Tiefenmaße für den Ausstieg mit Rollstuhl. Ebenso sei die Querungshilfe zwischen den beiden Haltestellen beim Umsteigen kaum nutzbar, gab OSR-Mitglied Emil Schuhmacher zu bedenken.
Nur 15 Minuten später ging es weiter zum Bahnhof in Oberuhldingen, wo die Teilnehmer die denkbaren Ausbauschritte für barrierefreie Bahnsteige mit Rampen und Treppenzugängen betrachteten.
Als letzte Etappe folgte die Weiterfahrt zur Haltestelle „Mühlhofen, Kirche“. Die bisher provisorisch wirkende Haltestelle sei in Fahrtrichtung Affenberg problemlos ausbaubar, schätzte der ÖPNV-Fachmann der CDU. Hingegen zeigte sich sowohl dort in Fahrtrichtung Unteruhldingen wie auch bei den zwei zentralen Haltestellen „Mühlhofen, Sonne“ die vermutlich größte Herausforderung in der Gemeinde: diese wichtigen Haltestellen barrierefrei auszubauen, sei aufgrund der angrenzenden Bebauung quasi unmöglich. Für den Ortsteil Mühlhofen sei es angebracht, den Fächer weiter zu öffnen, forderte Thieke. Die Bushaltestellen müssten dringend in die städtebauliche Überplanung der Ortsmitte Mühlhofen einfließen.
Für Horst Krake sind die Bushaltestellen ein wichtiger Baustein für die Mobilität älterer Menschen. Er verwies aber auch auf die Notwendigkeit eines Bürgerbusses oder ähnlicher Angebote, die Personen bei Bedarf auch vor der Haustür abholen und wichtige Ziele in der Gemeinde wie Einkaufsmöglichkeiten, soziale Einrichtungen und Ärzte ansteuerten oder einfach nur einen Friedhofsbesuch ermöglichten.
Einen ersten Vorschlag hat die CDU-Fraktion in der letzten Gemeinderatssitzung bereits eingebracht: das bereits flächendecken verfügbare Anruf-Sammeltaxi der RAB (Linie 682) solle zusätzliche Haltestellen am Pflegeheim „Schauinsland“, am Seniorenwohnpark Seefelder Aach sowie am EDEKA-Markt erhalten.
Die CDU-Fraktion werde in den kommenden Wochen weitere notwendige Maßnahmen im Gemeinderat einbringen. Der kürzlich beschlossene Arbeitskreis zur Verbesserung der Mobilität mit ÖPNV und eventuellem Bürgerbus solle sich des Themas annehmen und rasch Verbesserungen anstoßen.